Bereits wenige Wochen nach der Geburt stehen Eltern vor der Frage, ob sie ihr Neugeborenes impfen lassen oder nicht. Denn schon im Alter von acht Wochen stehen die ersten Impfungen an. Doch das Thema „Impfen“ ist kontrovers diskutiert. Abgesehen vom Masernschutzgesetz besteht in Deutschland keine grundsätzliche Impfpflicht. Mögliche Risiken durch Nebenwirkungen oder Folgeschäden verunsichern zahlreiche Eltern. Sie fragen sich, ob die vielen Impfungen im Säuglingsalter wirklich sein müssen. Als Mutter habe auch ich mich diesen Fragen gestellt und mich auf die Suche nach Antworten gemacht.
Bitte habe Verständnis dafür, dass ich keine Impfexpertin bin, sondern dich hier an meiner Recherche zum Thema teilhaben lasse. Wenn du unsicher bist, berät dich deine Kinderärztin oder dein Kinderarzt.
Welche Impfungen gibt es überhaupt?
- Diphtherie
- Haemophilus influenzae Typ b (Hib)
- Hepatitis B
- Masern
- Meningokokken
- Mumps
- Keuchhusten (Pertussis)
- Pneumokokken
- Polio/ Kinderlähmung (Poliomyelitis)
- Rotaviren
- Röteln
- Tetanus
- Windpocken
- Zwischen 9 und 17 Jahren: humane Papillomviren (HPV)
Wann wird eigentlich was geimpft? – der Impfkalender
6. Lebenswoche
- Rotaviren- Impfung (1.Dosis)
- Rotaviren = Durchfallerreger im Säuglings- und Kleinkinderalter
- weltweit am häufigsten verbreitet —> 90% aller Kinder haben den Virus bereits im Alter von drei Jahren durchgemacht; bis zum fünften Lebensjahr haben sich fast alle Kinder infiziert
- führt zu teils blutigen Durchfällen, Bauchschmerzen und ggf. Fieber und Erbrechen
- bei jüngeren Kindern: teilweise enorme Flüssigkeitsverlust —> kann lebensbedrohlich werden und zu einem Krankenhausaufenthalt führen.
- Übertragung fäkal- oral als Schmierinfektion von Mensch zu Mensch oder indirekt über Oberflächen übertragen
- hoch ansteckend.
8. Lebenswoche
- Sechsfachen Impfung gegen Tetanus, Diptherie, Keuchhusten, Hib, Kinderlähmung und Hepatitis B (1. Dosis)
- Pneumokokken- Schutzimpfung. Pneumokokken besiedeln den Nasenrachenraum des Menschen (1. Dosis)
- in Deutschland sterben jährlich circa 5000 Menschen an einer Pneumokokken- Erkrankung
12. Lebenswoche
- Sechsfachimpfung (2. Dosis)
16. Lebenswoche
- Sechsfachimpfung gegen Tetanus, Diptherie, Keuchhusten, Hib, Kinderlähmung und Hepatitis B (3. Dosis)
- Pneumokokken (2. Dosis)
11. bis 14. Monat
- Sechsfachimpfung (4. Dosis)
- Vervollständigung der Pneumokokkenimpfung (3. Dosis)
- Möglichkeit gegen Meningokokken zu impfen. Hier empfehle ich die 139. Podcast- Folge „Meningitis – was hat es damit auf sich?“ des Elterngespräch Podcast
- Masern, Mumps und Röteln (1. Dosis)
- Windpocken- Impfung (1. Dosis)
15. bis 23. Monat
- versäumte Impfungen wie die Sechsfach-Impfung gegen Tetanus, Diptherie, Keuchhusten, Hib, Kinderlähmung und Hepatitis B oder die Pneumokokken- Impfung können nachgeholt werden
- Meningokokken (2. Dosis)
- Masern-, Mumps-, Röteln- 3- fach-Impfung (2. Dosis)
- Windpocken- Schutzimpfung (2. Dosis)
- versäumte Impfungen wie die Sechsfach-Impfung gegen Tetanus, Diptherie, Keuchhusten, Hib, Kinderlähmung und Hepatitis B oder die Pneumokokken- Impfung können nachgeholt werden
- Meningokokken (2. Dosis)
- Masern-, Mumps-, Röteln- 3- fach-Impfung (2. Dosis)
- Windpocken- Schutzimpfung (2. Dosis)
So funktioniert das Impfen
Alle sprechen vom Impfen, doch wie funktioniert es? Welche Arten von Impfungen gibt und es wie kann unserer Körper anschließend einen Schutz gegen die Krankheit entwickeln, gegen die er geimpft wurde?
- Aktive Immunisierung: hier werden abgeschwächte (Lebendimpfstoff) oder abgetötete Erreger bzw. Bruchstücke des Erregers (Totimpfstoff) verabreicht. Der Körper bildet Antikörper, indem er sich mit dem Erreger auseinandersetzt und Antikörper entwickelt.
- Passive Immunisierung: Bei einer passiven Impfung werden direkt Antikörper verabreicht, damit der Körpereinen schnellen Schutz gegen den Krankheitserreger aufbaut. Zwar muss der Körper die Antikörper nicht selbst produzieren. Allerdings baut sich der Impfschutz schnell ab und hält nur wenige Wochen an.
- Grundimmunisierung und Auffrischungsimpfung: Hier werden mehrere Impfungen verabreicht, damit der Körper den gewünschten Impfschutz entwickelt. Ist ein bestimmtes Level erreicht, spricht man einer Grundimmunisierung. Bei einigen Impfungen ist nach einigen Jahren eine Auffrischung der Impfung erforderlich.
Edward Jenner: der Mann, der das Impfen erfand
Lange waren die Menschen den Infektionskrankheiten schutzlos ausgeliefert. Bis der Arzt Edward Jenner ein riskantes Experiment wagte: Um ihn vor gefährlichen Menschenpocken zu schützen, steckte er den Jungen James Phipps mit harmlosen Kuhpocken an. Was ihm dabei gelingt, wurde zu einem der größten Erfolge der Menschheit. Nach der Infektion mit Kuhpocken entwickelte der Körper des Jungen Abwehrkräfte gegen die Menschenpocken. Auf der Grundlage Jenners Methode entwickelten Forscher Ende des 19. Jahrhunderts weitere Impfstoffe gegen Tollwut, Cholera und die Pest. 1980 verkündete die WHO: Die Pocken sind besiegt.
Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Impfen
Trotz der Erfolge wird die Impfung von Kindern, insbesondere von zwei Monate alten Säuglingen, auch kritisch gesehen. Soll man in ein noch junges und damit nicht vollständig ausgebildetes Immunsystem eingreifen und das Risiko eingehen, dadurch möglicherweise schwerwiegender Impfreaktionen auszulösen? Was passiert mit den in vielen Impfstoffen enthaltenen Substanzen im kindlichen Organismus?
1. Kann man trotz Impfung krank werden?
Ja, denn keine Impfung hat einen hundertprozentigen Schutz gegen eine Infektion. Doch sie senkt die Wahrscheinlichkeit der Ansteckung und der Verlauf ist milder, wenn man sich trotzdem ansteckt.
2. Sind ungeimpfte Kinder gesünder?
Sowohl das Immunsystem von geimpften als auch von nicht geimpften Kindern muss sich mit Krankheitserregern auseinandersetzen. Impfungen sind stattdessen als eine Trainingseinheit für die Abwehrkräfte zu sehen.
3. Ist mein Baby vor Infektionen durch die Muttermilch geschützt?
In der Muttermilch stecken in der Tat Abwehrkräfte, die das Neugeborene gemeinsam mit den Antikörpern schützen, die es im Mutterleib bekommen hat. Der s.g. „Nestschutz“ ist jedoch nicht so stark wie der Schutz, den das Immunsystem später selber aufbaut. Sobald die Mutter außerdem zu stillen aufhört, baut sich dieser „Nestschutz“ ab.
4. Sind Mehrfachimpfungen riskant?
Es existieren keine Hinweise, dass sie das Immunsystem überlasten. Stattdessen ersparen sie den Kindern eine unnötige Belastung durch zahlreiche Einzelinjektionen.
5. Sind frühe Impfungen riskant?
Frühe Impfungen sind in vielen Fällen wichtig, da Säuglinge an manchen Infektionen erheblich schwerer als ältere Kinder erkranken. Keuchhusten führt beispielsweise bei jedem vierten Säugling unter sechs Monaten zu einer Lungenentzündung oder einem Atemstillstand.
6. Möchten sich Pharmaunternehmen eine goldene Nase verdienen?
Selbstverständlich verdient die Pharmaindustrie mit Herstellung und Vertrieb des Impfstoffes Geld. Allerdings fällt der Gewinn im Vergleich zu dem durch Arzneimittel gering aus. Hierbei „lohnen“ sich vor allem Medikamente bei chronisch Erkrankten.
7. Sind Impfungen giftige Chemiecocktails?
Impfstoffe enthalten in der Tat potenziell giftige Substanzen wie Aluminium, Formaldehyd und Phenol. Allerdings sind die chemischen Bestandteile so niedrig dosiert, dass sie keinen Schaden anrichten. Aluminium im Impfstoff dient dazu, die Immunreaktion des Körpers zu stärken, während Phenol die Lebensdauer des Impfstoffes verlängert. Formaldehyd tötet dagegen Impfviren ab.
8. Welche Risiken und Nebenwirkungen gibt es?
Impfreaktionen sind in der Regel nicht besorgniserregend, sondern ein Zeichen dafür, dass sich das Immunsystem mit dem neuen Erreger auseinandersetzt. Typische Impfreaktionen kennen viele von uns, die schon mal geimpft wurde. Es können Schmerzen und Rötungen an der Injektionsstelle, grippeähnliche Symptome, Fieber oder Schlappheit sein.
Anders verhält es sich mit Impfkomplikationen, bei denen es sich meist um lang anhaltende Impfnebenwirkungen handelt wie Fieber über einen langen Zeitraum, Abszesse an der Einstichstelle, s.g. Impf-Masern oder allergische Reaktionen.
Ein s.g. Impfschaden geht über die oben genannten Komplikationen weit hinaus und liegt vor, wenn nach der Impfung eine schwerwiegende chronische Erkrankungen entwickelt wird. Bei Impfschäden wird von Multiple Sklerose, anderen Immunerkrankungen, Impf- Enzephalitis mit nachfolgender Gehinschädigung und dem Gullain- Barré Syndrom gesprochen. Sie unterliegen der Meldepflicht durch die Ärzteschaft an das Gesundheitsamt.
9. Ist für das Immunsystem eine Impfung oder das Durchstehen der Infektion besser?
Nach heutigem Stand existiert kein wissenschaftlich überprüfbarere Beleg, der beweist, dass die Abwehrreaktion des Erregers im Körper besser funktioniert, wenn die Infektion tatsächlich durchgemacht. Hierbei ist außerdem nicht zu vergessen, dass der gegen eine Infektion kämpfende Körper wie beispielsweise dem Roravirus geschwächt ist und andere Erreger so schlechter abwehren kann.
Hingegen gibt es Belege dafür, dass eine durch die Mutter durchgemachte Infektion einen besseren Schutz für das Neugeborene gegen das Virus bedeutet. Bei einer Studie bei Neugeborenen war nämlich der Spiegel der Antikörper höher, deren Mütter eine Infektion mit Mumps, Masern und Röteln durchgemacht hatten.
10. Soll ich mein Kind gegen Hepatitis B impfen lassen?
Hepatitis B ist eine Lebenentzündung, die durch das Virus HBV verursacht wird. Die Krankheit ist weltweit stark verbreitet. Eine Übertragung findet hauptsächlich über Geschlechtsverkehr statt, weswegen sich viele Eltern die Frage stellen, warum sie ihr Kind bereits im Säuglingsalter dagegen impfen lassen sollen. In Deutschland sind zwischen 300.000 und 650.000 Menschen chronisch infiziert. Das Virus ist hoch ansteckend und befinden sich im Blut sowie anderen Körperflüssigkeiten wie Tränenflüssigkeit, Speichel, Sperma, Vaginalsekret, Menstrualblut oder Kolostrum (Vormilch). Auch infizierte Schwangere können das Virus während der Schwangerschaft und Geburt auf das Kind übertragen.
Darüber hinaus kann es außerhalb des Körpers sieben Tage überleben und beispielsweise durch die gemeinsame Benutzung von Nagelscheren und Zahnbürsten in verletzte Haut oder an die Schleimhäute einer ungeschützten Person gelangen. Somit ist eine Übertragung nicht nur über den Geschlechtsverkehr möglich.
Eine Infektion bei Säuglingen ist zwar selten. Allerdings tragen Neugeborene und Kleinkinder ein besonders hohes Risiko für einen chronischen Verlauf der Krankheiten. So kann sich eine Leberzirrhose oder Leberkrebs entwickeln. Die STIKO empfiehlt daher für Säuglinge und Kleinkinder eine Grundimmunisierung gegen Hepatitis B mit einem sechsfach Impfstoff. In sehr seltenen Fällen kommt es zu Nebenwirkungen.
Drei Gründe für das Impfen
Grund 1: Ich schütze mein Kind vor den Folgen einer Infektion.
Grund 2: Ich schütze andere vor einer Infektion, die beispielsweise aufgrund einer Immunschwäche nicht geimpft werden können.
Grund 3: Ich trage zur Ausrottung der Krankheit bei.
Fazit: Impfen ja oder nein?
Lassen sich Impfgegner von ihrer Panik vor möglichen Komplikationen leiten? Sind die Argumente der Impfbefürworter fragwürdig? Die Entscheidung für oder gegen das Impfen im Säuglingsalter scheint nicht eindeutig zu sein und gestaltet sich sehr individuell. Die Antwort liegt wohl in einer persönlichen Nutzen- Risiko- Bewertung. Zu welchem Schluss man auch kommt: Wichtig sind zuverlässige Informationen und eine Aufklärung über das Thema. Eine gute Kinderärztin oder ein gutes Kinderarzt wird dich vor der Impfung auf mögliche Nebenwirkungen und Risiken hinweisen. Nur durch eine umfangreiche Aufklärung kannst du entscheiden, was für dich und dein Baby sinnvoll ist. Möchtest du dich weiter mit dem Thema beschäftigen? Dann habe ich dir unten eine Reihe an Quellen aufgelistet, die mich bei meiner Recherche unterstützt haben.
Wie stehst du zum Impfen?
Kids are just fantastic!
Quellen meiner Recherche:
- „Impfthemen A-Z“, Robert- Koch- Institut, abgerufen unter: www.rki.de (06/2021)
- „Hepatitis B Impfung bei Kindern“, Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, abgerufen unter: www.impfen-info.de/ (06/2021)
- „Edward Jenner: 200 Jahre Pockenschutz“, Deutsches Ärzteblatt, abgerufen unter: www.aerzteblatt.de (06/2021)
- „Impfen Pro und Contra: Sinn oder Unsinn?“, Campus Naturalis Akademie, abgerufen unter: www.campusnaturalis (06/2021)
- „Standardimpfungen“, Nationale Lenkungsgruppe Impfen, abgerufen unter: www.nali-impfen-de (06/2021)